Was ist die Liebe?

Wir suchen zunächst nach „Liebes-Szenen“, in denen wir die Liebe erkennen. Da ist die innere Gewissheit: „Ich bin verliebt!“ – „Ich bin ergriffen von der Liebe zu dir!“ Dann ist da der Enkel, der „Oma!“ ruft und seine kleinen Arme uns entgegen streckt. Wir sind erfüllt von dem Gefühl der erfahrenen Liebe dieses Kindes und unserer Liebe für dieses Kind. Und da ist der wohlwollende Blick auf den anderen: „Ich verurteile dich nicht.“ – „Ich bin dir offen und zugewandt.“ – „Ich bin freundlich zu dir.“ Und schließlich hören wir auch das Gebot: „Liebe deinen Nächsten!“ Und wir erfahren den Blick auf die Erhabenheit der Natur, der uns wie ein Liebender Geborgenheit verspricht.

Wir könnten die Liste der „Liebes-Szenen“ endlos verlängern. Fast scheint es, als hätten alle Erfahrungen des Lebens auf die ein oder andere Weise mit der Liebe zu tun. Wir können jedoch ein wenig ordnen: da ist die Liebe, die uns als Liebende oder Geliebte ergreift, in der wir geborgen sind, der wir aber auch ausgeliefert sind. Eros steht für die emotionale und erotische Seite der Liebe, eine Potentialität, die nicht eingefordert werden kann, nicht erzwungen werden kann, aber auch nicht aufgehalten oder unterdrückt. Und da ist auf der anderen Seite die ethische Haltung des Menschen dem anderen Menschen gegenüber, welche mit den Begriffen „Freundlichkeit“ oder „Wohlwollen“ oder gar „Menschlichkeit“ nicht ausreichend bezeichnet scheint. Es fehlt etwas dann, es wirkt blutleer, allzu kopflastig. Mit dem Begriff „Liebe“ zum anderen hingegen erscheint das ethische Moment in seiner Tiefe begriffen.

Wir können dem Begriff der „Liebe“ nicht gerecht werden, wenn wir ihn auf die eine oder die andere Form begrenzen, jedoch auch nicht wenn wir Eros und Agape vermengen. Es braucht die Kraft der Ergriffenheit ebenso wie die mutige Entscheidung für die Liebe als eine ethische Haltung.

Wie weit bin ich frei in meinen Entscheidungen?

Pflaster_blogEinige Themen und Fragen kehren regelmäßig wieder im philosophischen Gespräch. Die Frage nach der Freiheit unserer Handlungen in der Welt ist eine solche Frage. Wenn nun auch die Gedanken frei zu sein scheinen, sind es unsere Taten auch? Oder erleiden wir eher die Freiheit unserer Gedanken, denen unser Handeln niemals gerecht werden kann? Das Philosophische Café ‚Forum Sokrates‘ ist daher immer auch ein Ort, die Freiheit der persönlichen Entscheidungen für ein bestimmtes Handeln oder Nichthandeln zu hinterfragen. Wir tun dies gemeinsam, indem wir von alltäglichen Beispielen ausgehen und diese Alltagserfahrungen auf Verallgemeinerbares untersuchen.

Die Freiheit in meinen Entscheidung scheint in vielen Fällen sehr eingeschränkt zu sein. Viele Gründe, warum ich mich so oder so entscheide, sind von der Umwelt kontrolliert und nicht durch mich beeinflussbar. Wenn ich beispielsweise zur pünktlich zur Arbeit erscheinen muss, um mein Einkommen zu sichern, dass ich notwendig für meinen Lebensunterhalt benötige, bin ich nicht frei zu entscheiden, ob ich zu einer gewissen Zeit aufstehe. Ich kann mich entscheiden, mich zu ärgern, dass ich so früh aus dem Bett muss, oder ich stehe im letzten Moment auf und ärgere mich über die Hektik am Morgen. Dies kann ich nicht als Freiheit wahrnehmen. Da ist zu viel äußerer Zwang, der den Rahmen bestimmt. Oder?

Zu früh aufstehen müssen oder Hektik ertragen müssen, sind das wirklich meine einzigen Wahlmöglichkeiten? Ich könnte entscheiden, ich bleibe im Bett, melde mich krank, bleibe zu hause. Und dann? Wird es mir irgendwann vielleicht auch langweilig. Womit könnte ich mich beschäftigen? Habe ich meinen Zwang, pünktlich zur Arbeit zu gehen, nicht eher selbst gewählt? Weil es mir und meinen Bedürfnissen entspricht? Meinem Bedürfnis, beschäftigt zu sein, mit etwas Wichtigem? Gebraucht und anerkannt zu werden?

Aber habe ich die Art und Weise, wie ich diesem Bedürfnis gerecht werde, wirklich selbst gewählt? Habe ich mich frei entschieden, dass pünktlich zur Arbeit zu gehen meinen Bedürfnissen entspricht? Viele Menschen, die einer Erwerbsarbeit nachgehen, die sie als selbst gewählt wahrnehmen, möchten vielleicht zustimmen. Andere eher nicht. Sie haben eher das Gefühl andere haben entschieden: Eltern, Lehrer, Vorgesetzte. Und schlimmer noch, die Entscheidungen der anderen sind so tief in uns eingedrungen, dass wir sie nicht von unseren eigenen unterscheiden können.

Doch was wären Menschen ohne die Einflüsse, Gedanken, Entscheidungen der anderen Menschen? Wer wäre Ich, ohne den Einfluss der anderen? Zur Freiheit verurteilt und niemals frei. Denn Ich habe Bezüge zu anderen Menschen, die Ich brauche und die Ich liebe, Ich habe Motive und Bedürfnisse. Diese mögen einen Großteil meiner Entscheidungen bestimmen, vielleicht gar vorweg nehmen. Doch sind dies alles Anteile von mir, ohne die Ich nicht Ich wäre. Ohne die Ich ohne Freiheit wäre.

[auch gefragt und nicht diskutiert: Bedeutet eine Entschuldigung immer auch eine Entschuldung? – Passen Gott und Reichtum zusammen?]